fredag den 4. december 2009

Ein Berliner Arschgesicht

Heute mal ein Gastbeitrag von kæresten, die leider zu wenig Dänisch spricht...

Vor ein paar Tagen musste ich in Berlin eine Beobachtung erleiden, die mein "Trauma von Lissabon" leider wieder ins Zentrum meines Bewusstseins holte. Ich stand mit dem Auto, wie das hier so alltäglich ist, in einem Stau im Herzen von Berlin, als ich ca. 2-3 Meter von mir einen Mann bemerkte, der sich wohl an einem mit Glas umrandeten U-Bahn-Eingang eine Pause gönnen wollte. Er stellte vorsichtig seine halbvolle Rotweinflasche ab, nahm seine Mütze vom Kopf und ließ in aller Seelenruhe seine Hose runter. Dann pinkelte er minutenlang gegen die Glasscheibe. Sein Arschgesicht und sein strullerndes Schwänzchen konnte jeder, der gerade die Treppe zur U-Bahn hinunter stieg, deutlich sehen, da wohl die Glasscheibe gerade frisch geputzt worden war. Das dauerte so seine Zeit, sodass ich auch noch genügend Zeit hatte, mein Handy zu suchen und einen Schnappschuss von diesem Ärgernis zu schießen.



Was danach folgte, musste ich zum Glück nicht mehr mit ansehen, weil es weiterging im Stau, aber ich hatte auch schon so sehr mit dem Brechreiz zu kämpfen. Zum Fotografieren hatte ich nämlich das Autofenster geöffnet und musste nun zum Bild auch noch den Ton ("plätscher, plätscher") ertragen, sodass sich augenblicklich eine üble Geruchsassoziation einstellte. Ich sah noch, wie der Mann ein paar Blätter altes Zeitungspapier aus einer Hosentasche kramte, weil sich da in seinem Allerwertesten offenbar ein größeres Geschäft zusammengebraut hatte. Dann ging es für mich zum Glück weiter auf der Straße...

Niemals hätte ich für möglich gehalten, dass ich in meiner geliebten Stadt Berlin einmal sowas erdulden müsste, ohne mich abwenden zu können und es gleich wieder zu verdrängen! So war es nun aber folgerichtig, dass mein altes "Trauma von Lissabon" sich nun ergänzt durch ein solches von Berlin für den Rest des Tages unablässig in meine Gedanken drängelte:

Als ich vor vielen Jahren im schönsten Sommer in der wunderbaren Hauptstadt Portugals die beeindruckenden Auslagen der Fischgeschäfte in einer pittoresken Einkaufsstraße betrachtete, stellte sich eine ältere Frau ein paar Schritte neben mich vor ein Schaufenster voller riesiger Hummern, hob kurz ihren Rock ein Stück hoch, ließ im Stehen ein paar Kackwürste aus ihrem Körper auf die Straße plumpsen, ließ ihren Rock wieder fallen und lief ungerührt weiter, als wäre nichts gewesen.

Bis heute weiß ich nicht, ob es der Umstand an sich (also das Scheißen in der Öffentlichkeit) oder die unglaubliche Alltäglichkeit, die fehlende Scham der Frau war, die mich so "beschäftigte". Ich bin oft unterwegs auch dringend auf der Suche nach einem "Örtchen", aber meinen Bedürfnissen so unverfroren und ohne Rücksicht auf die anderen Leute nachzukommen, das würde ich mich niemals trauen, eher würde ich in die Hose pinkeln oder schlimmer. Mhm, die Frage ist, ob die individuellen Bedürfnisse in diesem Falle über alles gehen...

4 kommentarer:

Grønlandsposten sagde ...

Was man so alles in der Grossstradt erleben kan... Ich hätte mich auch geekelt!

KirstenK sagde ...

Oh, du skulle have råbt til ham, at han havde glemt en pose til lorten... Hold da kæft jeg ville have været død af grin, tror jeg...

Zette sagde ...

Ich bin sprachlos - und das geschieht aber wirklich nicht oft. Frag nur HJEGM!

Berliner brosten sagde ...

@Grønlandsposten
Wirklich total ekelhaft! Und auch irgendwie krank, wenn einem Menschen das Schamgefühl so völlig fehlt.

@KirstenK
Leider wird in Berlin nicht mal die Hundescheiße eingesammelt...
Einen Moment lang überlegte ich, ihn ein bisschen zu beschimpfen, aber dann befürchtete ich, dass er zu mir ans Auto kommt - Hilfe! Stinkalarm!

@Zette
Da bist du nicht die Einzige - es liefen ein paar Fußgängerinnen mit offenem Mund vorbei, fassungslos...